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PortraitSHN

Nach dreißig Jahren habe ich die Praxis in jüngere Hände übergeben. Ich freue mich, wenn Sie Frau Dr. Stefanie Grote und Frau Dr. Sabine Felgentreff das mir gegenüber erbrachte Vertrauen schenken.

 

Das Leitbild meiner kinderärztlichen Tätigkeit lautet: Wir wollen Eltern helfen, ihre Kinder zu verstehen, und den Kindern und Jugendlichen, ihren Platz im Leben zu finden. Wir wollen Kinder schützen: Vor Krankheit, vor Gewalt, vor kinderfeindlichen Lebensbedingungen, aber auch vor unnötigen medizinischen Maßnahmen und vor den wachsenden Ansprüchen einer allumfassenden „Medikalisierung“. Wir sehen uns als unabhängige Ratgeber und als „Anwalt des Kindes“. Voreilig und unbedacht gegebene Medikamente lehnen wir ebenso wie unüberlegte chirurgische Maßnahmen ab, da vermeintlich rasche Problemlösungen noch keine Heilung darstellen. Wir bemühen uns, durch unsere Behandlung diese Selbstheilungskraft zu stärken und störende Faktoren körperlicher, seelischer oder sozialer Art zu erkennen und zu mildern. Wir sind der Überzeugung, dass das, was den Menschen gesund erhält und ihm Krankheiten zu bekämpfen hilft, eine innere Kraft, die Lebenskraft, ist.

 

Ich werde mich nach Abgabe der Praxis in Zukunft mehr den publizistischen und literarischen Tätigkeiten widmen:

Mit Schwerpunkt im medizinischen Bereich auf meine bisherigen Themen einer verantwortungsvollen Medizin, die einer Gesunderhaltung dienen soll und nicht einer fragwürdigen Gesundheitswirtschaft, die nicht handlungsorientiert, sondern abwartend im Vertrauen auf die Heilungskräfte der Natur nur dann eingreift, wenn es unumgänglich ist. Die Frage, was kann schlimmstenfalls passieren, wenn ich einen Zustand nicht behandle oder eine Maßnahme nicht gleich vornehme, wird sehr häufig mit „nichts“ zu beantworten sein. Daher propagiere ich eine Medizin, die so zurückhaltend wie möglich ist, weil nicht selten die Maßnahmen, die die Medizin anbietet, für den Patienten ungünstiger sein können als abzuwarten. Das Motto lautet daher: „To do as much nothing as possible“, nach einem Zitat aus dem bekannten Buch Samuel Shems „House of Gods“, welches die Wirrungen und die Hilflosigkeit der Jungärzte während ihrer ersten klinischen Tätigkeit beschreibt.

 

Ich will nicht missverstanden werden: In dem Satz: “To do as much nothing as possible” liegt die Betonung auf „to do“, auf dem Handeln. Nichts zu tun heißt nicht, nicht für den Patienten und seine Nöte da zu sein, sondern im Gegenteil: Präsenter und aufmerksamer Zuhörer und Beobachter zu sein, aber nicht gleich den Rezeptblock zu zücken oder zum Messer zu greifen. Ich kann mich an unzählige Situationen erinnern, in denen verzweifelt versucht wird, dem Verunfallten oder schwer Erkrankten einen venösen Zugang zu legen, an ihm herumzustechen, anstatt das zu tun, was jeder normale Mensch machen würde: dem Patienten Trost und Mut zuzusprechen, ihn zu beruhigen, ihm zuzuhören, ihm zu erklären, was als nächstes passiert, ihm Halt zu geben, indem man ihn berührt, ihm die Hand hält. Natürlich ist das viel schwieriger als seine vermeintliche professionelle Pflicht zu tun.

 

In einem Gebiet, in dem ich mich viele Jahre bewegt habe, der Neonatologie, der Wissenschaft vom Neugeborenen, habe ich nur zu oft erlebt, dass der labile Zustand eines Früh- oder Neugeborenen nach der Geburt durch zu viele Maßnahmen in seinen Anpassungsvorgängen gestört wird und dann in Katastrophen mündet, die dem Zustand des Kindes zugeschrieben werden, in Wahrheit aber durch iatrogene, hausgemachte Probleme verursacht werden. Leider haben sich solche Konzepte einer exspektativen, abwartenden Haltung nicht durchsetzen lassen. Selbst in meiner Funktion als Leiter einer Neugeborenen-Intensivstation musste ich vor dem Eifer und den Ängsten der jungen Kollegen und deren Berufung auf Leitlinien und Normalwerten kapitulieren.

Neben den aktuellen medizinethischen und theoretischen Fragen beschäftige ich mich, ausgehend von einem kulturwissenschaftlichen Standpunkt, seit vielen Jahren mit verschiedenen medizingeschichtlichen Fragen. Diese betrifft zum einen die Medizin im 19. Jahrhundert, von der „französischen“ Pathologisch-anatomischen Schule zur romantischen Medizin, zur Geschichte der Homöopathie und der Phrenologie, dann zur Medizin im Nationalsozialismus, hier besonders anhand von Biographien, die ich auch auf Wikipedie zur freien Verfügbarkeit einstelle.

 

Aber auch aktuelle Themen wie die Einführung der Vorsorgeuntersuchungen und der Paradigmenwandel von Fürsorge zu Überwachung, wie wir sie bei den verpflichtenden Vorsorgen, aber auch bei den Coronamaßnahmen erleben, werden unter kulturwissenschaftlichen Aspekten betrachtet. Ein besonderes Anliegen sind mir auch die zukünftigen Lebensbedingungen der Menschen, mit Sorge beobachte ich den anhaltenden Flächenverbrauch, den ungebrochenen Energieverbrauch, die Umweltzerstörung und die Belastungen durch Schadstoffe, Lärm und Licht. Die derzeitigen kriegerischen Auseinandersetzungen mit ihren gewaltigen Opfern, der Umwelt- und Kulturzerstörung überwiegen weit die kläglichen Bemühungen zu Kindergesundheit und Kultur- und Umweltschutz.